Brücken als Bahnhof: Wiedereröffnung der London Bridge Station
Architekten: Grimshaw Architects, London
Ingenieure: Arcadis, London; WSP, Montreal
Standort: London SE1 3QX (GB)
»Underground« im Untergrund
Beim Umbau musste beachtet werden, dass unterhalb der erhöht liegenden Eisenbahngleise kreuzweise auf zwei Ebenen die Londoner U-Bahn verläuft. Daher waren großformatige Fundamente im Zentrum des Neubaus zu vermeiden. Die Planer legten die Gleisbetten paarweise zu separaten Brückenkörpern zusammen, mit denen sie die neue, als Shopping Mall angelegte und 80 m breite Bahnhofshalle auf 165 m in ihrer Länge durchmessen. Entfernt erinnert dieses interne Gleisbett-Brückenkonzept an die große Halle des Berliner Hauptbahnhofs.
Der menschliche Maßstab
Bei Grimshaw laufen die Gleise nicht in die Halle hinein, sondern über diese hinweg. Die natürliche Innenraumbelichtung erfolgt über Lichtbänder aus insgesamt 1.200 vorgefertigten Kassetten, die in der Untersicht als Dachfenster in Erscheinung treten. Elemente der Tragkonstruktion wie die monumentalen, stempelartigen Gleisbrückensäulen, die V-förmigen Diagonalstützen des eigentlichen Daches oder die Y-Stützen der Bahnsteige wurden in einem menschlichen Maßstab angelegt. Gut nachvollziehbar ist dies an den Rundsäulen der Gleisbetten: Sie weisen zwar einen enormen Durchmesser auf, halten sich aber in ihrer Höhe zurück, so dass Menschen daneben nicht klein und unbedeutend erscheinen.
Städtebaulicher Kontext
Städtebaulich gehört zum Ensemble der London Bridge Station auch das 2013 fertiggestellte Hochhaus »The Shard« von Renzo Piano. Der 243 m hohe, pyramidenförmige Bau, dessen Selbstverständnis das eines Glassplitters in der Skyline ist, beschließt den Kopfbahnhofteil, während die Durchgangsgleise flussseitig an ihm vorbeiziehen.