Mit der ca. 55 km langen Brücke über das Perlflussdelta werden die beiden Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao mit dem chinesischen Festland verbunden. Am 23. Oktober 2018 wurde das aktuell längste Brückenbauwerk der Welt durch den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping eröffnet. Die künstliche Flußquerung besteht aus Brückenbauten, fünf künstlichen Inseln und zwei Tunnelabschnitten.
Text: Robert Mehl
Das Mündungsdelta des Perlflusses hat eine durchschnittliche Wassertiefe von 20 m, was die künstliche Querung vergleichbar macht mit der im Jahr 2000 fertig gestellten Öresundverbindung, die Schweden und Dänemark über die Ostsee hinweg verbindet, aber nur 16 km umfasst. Mit dem 2009 begonnenen und jetzt eröffneten, insgesamt rund 55 km langen Brückenbauwerk wird die ehemals britische Kolonie Hongkong mit der ehemaligen portugiesischen Kolonie Macao und diese beiden Sonderverwaltungszonen mit dem chinesischen Festland verbunden. Im westlichen Teil der Anlage befindet sich die eigentliche, 29.6 km lange Hauptbrücke, die über weite Strecken einen Viaduktcharakter besitzt. Sie kann an drei Stellen von Schiffen passiert werden und türmt sich dann zu markanten Schrägseilkonstruktionen expressiv auf. Auf der Ostseite des Flussdeltas geht die Fahrbahn im Rahmen einer künstlichen Insel in eines der beiden Tunnelbauwerke über, so dass auch Schiffe mit besonders hohen Aufbauten die neue Querung passieren können. Ein zweiter, etwa gleichlanger Meerestunnel verbindet die Stadtinsel Hongkong mit dem Festland. Der ca. 5.5 km lange, submarine Haupttunnel wurde, wie sein Pendant zum Festland, nach dem Senkkastenprinzip errichtet. Dazu wurden beide Tunnel in Segmente unterteilt, die in Trockendocks als Betonfertigteile vorgefertigt und in schwimmender Weise mit Schleppern an ihre Position gezogen wurden, um sie dort millimetergenau zu versenken. Östlich des Hauptschifffahrtskanals taucht die neue, durchgehend 6-streifige maritime Autobahn im Rahmen einer weiteren artifiziellen Insel wieder auf und setzt sich in Richtung des Flughafens von Hongkong - ebenfalls eine künstliche Insel aus dem Jahr 1998 - fort. Diesem vorgelagert wurde ein neues Eiland als Grenzstation geschaffen. Hier teilt sich der Brückenverkehr auf in Richtung Flughafen, Hongkong-Stadt und chinesisches Festland. Eine vergleichbare »Zollinsel« findet sich auch auf der Westseite, wo der Verkehr gleichsam in die Ziele Festland und Macao aufgeteilt wird. Realisiert wurde das Projekt von HZMB, einer Arbeitsgemeinschaft der Baukonzerne HPDI, COWI A/S, die unterstützt wurde von den Ingenieurbüros Arup (Brücke), Shanghai Tunnel Engineering & Rail Transit Design & Research Institute (Tunnel) und CCCC First Harbour Consultants Co Ltd. (Künstliche Inseln), einem Tochterunternehmen des New Yorker Bloomberg Konzerns. Da die neue Festlandverbindung zwei für Chinesen visapflichtige Sonderverwaltungszonen mit der Kernrepublik verbindet, ist deren Benutzung bis zum Auslaufen dieses Status im Jahr 2047 bis auf weiteres nur dem Transport und Nutzern mit Sonderrechten vorbehalten.
Bauherr: Volksrepublik China Generalübernehmer: HPDI, COWI A/S Tragwerksplanung Brücke: Ove Arup & Partners Hong Kong Ltd Tunnelplanung: Shanghai Tunnel Engineering & Rail Transit Design & Research Institute Artifizielle Inseln: CCCC First Harbour Consultants Co Ltd (gehört zu Bloomberg L.P, New York) Baustoffe: Alliance Hong Kong (HeidelbergCements)
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